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Autor
Aldridge, John; Sosinski, Anthony

Ein Fleck im Meer

Untertitel
Eine abenteuerliche Rettungsaktion auf hoher See. Aus dem Amerikanischen von Georg Deggerich
Beschreibung

Ein erfahrener Hummerfischer ist durch ein Unglück über Bord gegangen und treibt nachts und ohne Schwimmweste mutterseelenallein im Atlantischen Ozean. Dies ist nur der dramatische Auftakt zu einer der wohl aufwändigsten Rettungsaktionen der vergangenen Jahre, und es ist zugleich die bewegende Geschichte einer unverbrüchlichen Freundschaft.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Tempo Verlag, 2017
Format
Gebunden
Seiten
256 Seiten
ISBN/EAN
978-3-455-00101-3
Preis
20,00 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

John Aldridge und Anthony Sosinski sind Fischer aus Oakdale, New York. Sie kennen sich seit ihrer Kindheit, fischten schon als kleine Jungs zusammen und arbeiteten später in Montauk auf verschiedenen Fischerbooten. Als die Anna Mary zum Verkauf stand, entschieden sie sich für die Selbstständigkeit und kauften den heruntergekommenen Hummerkutter. Ein Jahr lang reparierten sie ihn, und als sie endlich zum ersten Mal gemeinsam mit ihrem eigenen Fischerboot aufs Meer rausfuhren, waren sie schon Ende 30. Für beide erfüllte sich ein Lebenstraum. Als das verhängnisvolle Unglück geschah, war John Aldridge 45 Jahre alt. Sie leben beide noch in Montauk und fahren weiterhin täglich aufs Meer.

Zum Buch:

Es ist ein ruhiger, warmer Sommerabend, als der Hummerkutter Anna Mary aus der weiträumigen Hafenbucht von Montauk zu einer etwa 30-stündigen Fangfahrt aufs offene Meer ausläuft. Durch Generationen des Fischfangs miteinander verbunden, bilden die Familien der hiesigen Fischer eine eng miteinander verflochtene Gemeinschaft. Hier kennt jeder jeden, man feiert und trauert gemeinsam, hilft sich, wo man kann. Insgesamt liegt im Hafen von Montauk eine Flotte von etwa vierzig Fangschiffen vor Anker, und davon fahren gerade Mal vier Schiffe auf Hummerfang innerhalb der 20-Seemeilen-Zone vor der Küste hinaus. Nur eines fischt weit draußen auf dem offenen Meer – und das ist die Anna Mary.

Die Besitzer des Fangbootes, John Aldridge und Anthony Sosinski, beide Mitte vierzig, kennen sich von Kindesbeinen an, und in ihrem Beruf sind sie seit vielen Jahren Partner. An diesem Abend, es ist der 23. Juli 2014, befindet sich Anthony allein im Steuerhaus, während John und Mike, ebenfalls seit Jahren der dritte Mann an Bord, unten in ihren Kojen schlafen. Die Anna Mary fährt wie gewohnt auf Autopilot und pflügt mit konstanten sechseinhalb Knoten durch die Wellen. Gegen halb drei Uhr morgens, das Boot ist mittlerweile etwa vierzig Seemeilen von der Küste entfernt, begibt sich John auf Deck, um die Kühlboxen an das neue Kühlsystem anzuschließen, eine Routineaufgabe eigentlich, doch da geschieht das Unglück: Ein Griff löst sich, bricht dann ab, und John taumelt rückwärts, als hätte jemand beim Tauziehen unerwartet das andere Ende des Seils losgelassen, er stolpert über die niedrige Reling und stürzt ins Meer. Sein Schreien wird vom Motorengeräusch übertönt, das Boot tuckert zielstrebig in Richtung offenes Meer, bis es schließlich hinter einer letzten Woge verschwunden ist. Nach dem anfänglichen Schock erinnert sich John daran, dass er noch seine hohen Gummistiefel trägt. Er streift sie ab, sie treiben nach oben und er presst sie an seine Brust und legt sein Kinn auf die Sohlen. So treibt er dahin.

Da sieht er im abnehmenden Mondlicht zwei graue Rückenflossen aus dem Wasser ragen und auf sich zukommen.

Was dann folgt, ist die unglaubliche und dennoch wahre Geschichte einer Rettungsaktion, wie sie erfunden nicht besser hätte erzählt werden können. Die dramatische Geschichte zweier Freunde, die alles füreinander tun würden. Und die Geschichte eines Überlebenskampfes gegen die Elemente und gegen die schiere Einsamkeit, eine Geschichte über unbändige Willensstärke und dem Rennen gegen die Zeit. Auf angenehm trockene Art beschreiben die beiden Protagonisten John Aldridge und Anthony Sosinski ihre jeweilige Sichtweise der Geschehnisse – und verzichten dabei auf jegliche Effekthascherei. Auch wenn man natürlich weiß, dass die Sache letztendlich doch noch glücklich ausgehen wird, so hemmt das keinen Moment die hochgradige Spannung. Kein Wunder, dass die Filmrechte längst einen Abnehmer gefunden haben, aber zum Glück ist ein Buch ein Buch und da kann auch kein noch so aufwändiger Hollywoodstreifen mithalten.

Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln