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Autor
Tuomainen, Antti

Die letzten Meter bis zum Friedhof

Untertitel
Roman. Aus dem Finnischen von Niina Katariina Wagner und Jan Costin Wagner
Beschreibung

Der Tod kommt nur einmal im Leben. Für Jaakko kommt er sogar mit Ankündigung: Der 37-Jährige ist vergiftet worden, langsam und dosiert. Sein Arzt kann ihn schonend darauf vorbereiten, was ihm in Tagen, bestenfalls Wochen bevorsteht, aber er kann nicht mehr eingreifen. Tuomainens neuer Roman liest sich so rasant wie ein Krimi, ist aber viel mehr als das: Diese absurde und lebensnahe Geschichte ist randvoll mit Szenen, die zum Brüllen komisch und gleichzeitig dramatisch sind, voller Leichtigkeit und abgrundtiefer Schwere.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Rowohlt Verlag, 2018
Format
Gebunden
Seiten
320 Seiten
ISBN/EAN
978-3-498-06552-2
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Antti Tuomainen, Jahrgang 1971, ist einer der angesehensten und erfolgreichsten finnischen Schriftsteller. Er wurde u.a. mit dem Clue Award, dem Finnischen Krimipreis ausgezeichnet, seine Romane erscheinen in über 25 Ländern. Antti Tuomainen lebt mit seiner Frau in Helsinki.

Zum Buch:

Der Tod kommt nur einmal im Leben. Für Jaakko kommt er sogar mit Ankündigung: Der 37-Jährige ist vergiftet worden, langsam und dosiert. Sein Arzt kann ihn schonend darauf vorbereiten, was ihm in Tagen, bestenfalls Wochen bevorsteht, aber er kann nicht mehr eingreifen. Tuomainens neuer Roman liest sich so rasant wie ein Krimi, ist aber viel mehr als das: Diese absurde und lebensnahe Geschichte ist randvoll mit Szenen, die zum Brüllen komisch und gleichzeitig dramatisch sind, voller Leichtigkeit und abgrundtiefer Schwere. Da wird Lebenslust, Mut und Klarsicht, das Leben selbst in Anlehnung an barocke Vorbilder – dabei aber höchst modern – gefeiert.

Nach der Botschaft des Arztes, die für Jaakko ebenso schockierend wie unwirklich ist, will er eigentlich nur noch eins: mit seiner Frau sprechen. Aber zu Hause erwartet ihn die nächste Überraschung. Taina ist gerade sehr intensiv damit beschäftigt, im Garten hinter dem Haus einen Sonnenstuhl der Marke Masku zu ruinieren. Auf dem Stuhl liegt ausgestreckt – und nackt – der jüngste Angestellte ihrer gemeinsamen Firma und wird gerade von seiner – ebenfalls nackten – Chefin geritten.

Es häufen sich die Indizien, dass die beiden Jaakkos Tod geplant haben. Taina scheint das gemeinsam aufgebaute Unternehmen, den Verkauf von Matsutakepilzen nach Japan, im Alleingang umstrukturieren zu wollen. Jedenfalls hat sie hinter Jaakkos Rücken die Japaner nach Finnland eingeladen. Der junge Petri gibt einen knackigen Liebhaber ab, aber in Sachen Unternehmensplanung wird er ihr nicht reinreden, dazu ist er schlicht zu dumm. Aber ist das nicht ein bisschen zu einfach? Erst recht in einem Tuomainen-Roman? Andererseits: Das Leben ist oft einfach.

Wer noch in Frage kommt: Asko, Juhani und Juhana, die drei finsteren Gründer der Konkurrenzfirma „Pilz GmbH Hamina“. Einer von ihnen hat für den Mord an seiner Mutter gesessen, ein anderer war bis vor kurzem Hafenarbeiter und der dritte war mal Basketballer. Die drei haben kriminelles Potential, das bekommt Jaakko deutlich zu spüren. Als vogelfreier Todgeweihter braucht er sich aber um mögliche gesetzliche Konsequenzen seiner Handlungen nicht mehr zu scheren. Und eigentlich wehrt er sich nur. Dass dabei der eine oder andere zu Tode kommt, ist tatsächlich nicht Jaakkos Schuld.

Es gibt eine Szene in diesem Roman, kurz vor Schluss, die noch genialer ist als der Rest und die einen über jede trübe Alltagssituation der nächsten zwanzig Jahre rettet. Da sitzen die Japaner zu Tisch, haben gerade höchst vornehm gespeist, Jaakko hat seine Frau und Petri mit seinem Auftritt überrascht, und jetzt hält er eine Rede, Teile auf Englisch (für die Japaner eine gefeilte Geschäftsrede), Teile auf Finnisch (für Taina und Petri eine saftige Abrechnung). Schon allein das ist filmreif. Dabei habe ich nur die Hälfte dieses skurrilen Abendmahls erzählt. Lesen, unbedingt lesen!

Susanne Rikl, München