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Verrat

Autor
Robert-Diard, Pascale

Verrat

Untertitel
Das dunkle Geheimnis der Familie Agnelet. Aus dem Französischen von Ina Kronenberger
Beschreibung

1977 verschwindet Agnès Le Roux, die Tochter einer wohlhabenden Familie an der Côte d’Azur. Bald geht man von einem Verbrechen aus, und der Anwalt der Familie, Maurice Agnelet, gerät in Verdacht, ihr etwas angetan zu haben. Er ist ihr verheirateter Liebhaber, ein Verführer, der es meisterhaft versteht, Menschen für seine Zwecke zu benutzen. Guillaume Agnelet ist noch ein Kind, als ihm sein Vater einen Mord gesteht, für den es keine Beweise gibt. Fast dreißig Jahre lang behält der Sohn dieses Wissen für sich und verteidigt den Vater sogar vor Gericht. Bis er damit nicht mehr weiterleben will und sein Schweigen bricht. Eine wahre Geschichte.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Zsolnay Verlag, 2017
Seiten
160
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-552-05857-6
Preis
18,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Pascale Robert-Diard arbeitet seit 1986 bei “Le Monde”, seit 2002 als Gerichtsreporterin. Sie schreibt außerdem den Blog “Chroniques judiciaires” und wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet.

Zum Buch:

Agnès Le Roux, die schöne Casino-Erbin, lernt während ihres Scheidungsprozesses den charismatischen und leichtlebigen Anwalt Maurice Agnelet kennen und verliebt sich in ihn. Er, Vater von drei Söhnen, ist bereits verheiratet und ein angesehenes Mitglied der Freimaurer-Loge. Die beiden beginnen eine Liebesbeziehung. Agnès wünscht sich eine gemeinsame Zukunft mit dem zehn Jahre älteren Maurice und lässt sich von ihm dazu überreden, ihre Casino-Anteile zu verkaufen. Der Erlös von 3 Millionen Franc wird auf ein gemeinsames Konto eingezahlt. Kurze Zeit später, Ende Oktober 1977, verschwindet Agnès Le Roux spurlos.

“Solange sie die Leiche nicht finden, habe ich nichts zu befürchten. Und ich weiß, wo sie zu finden ist.“ Diese eher lapidar hingeworfenen Sätze seines Vaters verändern das Leben von Guillaume Agnelet für immer. Der Sohn ist zu diesem Zeitpunkt gerade 14 Jahre alt. Lange Zeit wird er das Gehörte tief in seinem Innern vergraben, seinem Vater ein guter Sohn sein, mit ihm sogar an einer Verteidigungsstrategie arbeiten. Hin- und hergerissen zwischen der Angst, zum Nestbeschmutzer zu werden, oder an der Lüge zu zerbrechen, gerät er im Laufe der Jahre immer tiefer in eine Lebenskrise. Darf, kann er seinen eigenen Vater verraten?

Pascale Robert-Diard versetzt sich feinfühlig in die Lage des damals 14jährigen und begleitet ihn gedanklich bis zum Show-down. Die Gerichtsreporterin setzt weniger auf Fakten, für sie sind die inneren Kämpfe wichtiger, die psychische Last, die Guillaume seit seiner Jugend innerlich gefangen hält. Sie liefert ein präzis gezeichnetes Charakterbild einer zerrissenen Familie, die bis zuletzt von der mentalen Stärke eines Mörders zusammengehalten wird. Abhängigkeit, Angst, Verzweiflung, Loyalität sind die Bindemittel, die alle in einer gefährliche Verstrickung festhalten. Bis einer von ihnen ausbricht.

Obwohl nie eine Leiche gefunden wird und der Angeklagte die Tat bis zuletzt bestreitet, wird Maurice Agnelet am 11. April 2014 von dem Geschworenengericht Ille-et-Vilaine schuldig gesprochen und zu 20 Jahren Haft verurteilt. Ausschlaggebend ist die Aussage seines Sohnes Guillaume, der nach langem Auf und Ab endlich den Kampf gegen sich selbst gewonnen hat. Es ist einer der spektakulärsten Kriminalfälle der französischen Justiz. Pascale Robert-Diard hat die Menschen ins Licht gerückt, deren Leben durch die Tat eines Einzelnen bestimmt und für immer deformiert wurde. Das ist ihr hervorragend gelungen!

Brigitte Hort, Eitorf