Zum Buch:
Tony, Minh, Ayo und die beiden Jungs Reza und Hannes, das sind seit langem unzertrennliche Freunde. „Alle fünf“ nennen sie sich, wenn sie sich zu einem Treffen auf der Treppe der Eisdiele verabreden, Geburtstag feiern und sich gegenseitig schwören, stets gegen das Böse in der Welt zu kämpfen und sich nie, nie zu verlieren.
Aber plötzlich geht alles ganz schnell: Tony und Reza sind ineinander verliebt oder auch nicht, Minh will eigentlich mit Tony schlafen, die fürchtet, von Reza schwanger zu sein. Ein ganz großes Durcheinander entsteht, für das den Jugendlichen die Sprache fehlt. Das gilt besonders für Hannes, der im Abstellraum der Schule eigentlich nur eine Stange Pappbecher klauen will, aber plötzlich vor einer Szene steht, die er sich nicht erklären kann: „irgendwas mit Lehrer und Schüler_innen und Sex.“ Und mit einem Fotohandy. Dass der Lehrer hier ausgerechnet der allseits beliebte Vertrauenslehrer und der Zehnjährige mit dem Fotohandy der kleine Bruder von Hannes ist, macht die Sache nicht einfacher. Wie spricht man über Dinge, die man nicht versteht und auch nicht verstehen will, wie überzeugt man Freunde und Erwachsene, dass man sich die Sache nicht eingebildet, dass man nicht „gestört“ ist?
Selten ist es einem Buch gelungen, die hilflose Sprachlosigkeit von Jugendlichen angesichts des Chaos, das zum Erwachsenwerden oft genug gehört, so glasklar, poetisch und einfühlsam zu vermitteln. Sie wachsen einem an Herz, „alle Fünf“, mit all ihrer Schnoddrigkeit, ihrem Witz, ihrem Mut und ihrem Zusammenhalt trotz aller Schwierigkeiten.
Lilly Axster hat für Die Stadt war nie wach den österreichischen Jugendbuchpreis 2018 erhalten, und man kann der Jury zu ihrer Entscheidung nur gratulieren. Ein wunderbares Buch, für Jugendliche genauso wie für Erwachsene.
Irmgard Hölscher, Frankfurt a.M.