Zum Buch:
Zadeks Kolloquium im Schwedischen Café in Berlin ist legendär: Im beginnenden 20. Jahrhundert versammelt der 35 Jahre junge Psychologieprofessor herausragende Studentinnen und Studenten um sich. Unter ihnen Zenia Naujas, die in Zadeks Auftrag das Wesen der Affekte Ärger und Wut erforschen soll. Das Rosen-Experiment, das die junge Wissenschaftlerin entwickelt, wird ihr Leben – und nicht nur das ihre – auf den Kopf stellen. Ein bildstarker Roman, eine großartige Nahaufnahme der schillernden 1920erJahre.
Eigentlich steckt Zenia mitten in einem Forschungsprojekt über das Memorieren erledigter und unerledigter Handlungen. Die im Schwedischen Café angestellte Kellnerin Helene wird von ihr als Versuchsperson befragt und wenig später von ihr zur Assistentin gemacht. Zadek ist mit dieser Durchmischung der psychologischen Fakultät nur halb einverstanden. Doch gerade wegen Zenias innovativer Ideen und unkonventioneller Methoden hält er sie für geeignet, in seinem neuesten Forschungsgebiet, der Erforschung der Affekte, Außergewöhnliches zu leisten. Zenia kitzelt als Leiterin des Rosen-Experiments Wut und Ärger aus ihren Versuchspersonen heraus und wird dabei zunehmend selbst zur Zielscheibe der Aggressionen. Hätte Zadek, selbst Jude, damit rechnen müssen, dass Mitglieder des Kolloquiums Zenia als Jüdin beschimpfen, ja dass sogar eine Spaltung der Fakultät droht?
Jan Böttcher versetzt Leserinnen und Leser mitten in die1920er Jahre der Metropole. Hier etabliert sich die Psychologie, hier emanzipieren sich Frauen in der Wissenschaft, und hier nimmt die demokratische Staatsform konkrete Formen an. Inmitten all dieser Prozesse suchen Zenia, Zadek und Helene ihren Weg, sind Eifersucht, Liebe und jeder Art von Enttäuschung ausgesetzt. Ein faszinierender Roman, der ganz nebenbei ein Stück deutsche Wissenschaftsgeschichte erzählt.
Susanne Rikl, München