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Schöpfen und Erschöpfen

Autor
Göpel, Maja; Redecker, Eva von u.a. (Hg)

Schöpfen und Erschöpfen

Beschreibung

In der Reihe Burning Futures: On Ecologies of Existence lud das Berliner Theater Hebbel am Ufer unterschiedliche Stimmen des ökopolitischen Diskurses der Gegenwart ein, um politische Handlungsmacht und -weisen im Angesicht ökologischer wie ökonomischer Krisen zu diskutieren. Als einer der Höhepunkt der Veranstaltungsreise ist mit Schöpfen und Erschöpfen das Gespräch der Transformationswissenschaftlerin und Mitbegründerin der Initiative Scientists for Future, Maja Göpel mit der marxistischen Sozialphilosophin Eva von Redecker über die Frage nach dem Verhältnis von Eigentumsform, Regeneration, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit nun in Buchform erschienen. Der schmale Band gibt nicht nur einen kurzen Einblick in die selbstständigen wissenschaftlichen Arbeiten der beiden Wissenschaftlerinnen, sondern stellt in seinen Fragen die Unterschiede der beiden Ansätze gegenüber.
(ausfühlriche Besprechung unten)

Verlag
Matthes & Seitz Berlin, 2022
Seiten
100
Format
Broschur
ISBN/EAN
978-3-7518-0546-9
Preis
12,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

HerausgeberIn
Maja Göpel ist Mitbegründerin der Scientists for Future, Politökonomin, Rednerin, Professorin für Nachhaltigkeitstransformationen und Mitglied des Club of Rome. Zuletzt erschien ihr Bestseller Unsere Welt neu denken (2020).

Eva von Redecker ist Philosophin und verbindet in ihrem Denken queerfeministische, dekoloniale und ökologische Ansätze mit der kritischen Philosophie in Marx’scher Tradition, zuletzt erschien ihr Buch Revolution für das Leben (2020).

Margarita Tsomou, 1977 in Thessaloniki geboren, ist Professorin für Zeitgenössische Theaterpraxis an der Hochschule Osnabrück und Kuratorin am HAU Hebbel am Ufer, wo sie seit 2019 mit Maximilian Haas die Reihe »Burning Futures: On Ecologies of Existence« kuratiert, in deren Rahmen das Gespräch für den Band »Schöpfen und Erschöpfen« stattgefunden hat.

Maximilian Haas, geboren 1982 und aufgewachsen in Heppenheim, ist Theaterwissenschaftler und Dramaturg. Zuletzt erschien How to Relate: Wissen Künste Praktiken (transcript 2021), seit 2019 kuratiert er gemeinsam mit Margarita Tsomou für das HAU Hebbel am Ufer die Reihe »Burning Futures: On Ecologies of Existence«, in deren Rahmen die Grundlage für den Gesprächsband Schöpfen und Erschöpfen entstanden ist.

Zum Buch:

In der Reihe Burning Futures: On Ecologies of Existence lud das Berliner Theater Hebbel am Ufer 2019 unterschiedliche Stimmen des ökopolitischen Diskurses der Gegenwart ein, um politische Handlungsmacht und Handlungsweisen im Angesicht ökologischer wie ökonomischer Krisen zu diskutieren. Als einer der Höhepunkte der Veranstaltungsreihe ist mit Schöpfen und Erschöpfen das Gespräch der Transformationswissenschaftlerin und Mitbegründerin der Initiative Scientists for Future, Maja Göpel mit der marxistischen Sozialphilosophin Eva von Redecker über die Frage nach dem Verhältnis von Eigentumsform, Regeneration, Nachhaltigkeit und sozialer Gerechtigkeit nun in Buchform erschienen. Der schmale Band gibt nicht nur einen kurzen Einblick in die Arbeit der beiden Wissenschaftlerinnen, die in den jeweils sehr erfolgreichen Bänden Unsere Welt anders denken (Göpel, Ullstein Verlag) und Revolution für das Leben (v. Redecker, S. Fischer) ausgeformt wurden, sondern stellt in seinen Fragen die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Ansätze gegenüber.

Für Eva von Redecker ist es einer der Schlüssel für eine aktive politische und theoretische Auseinandersetzung mit der Gegenwart, die Singularität und die sich daraus ergebende Veränderbarkeit des gesellschaftlichen Eigentumsbegriffs als absolute Sachherrschaft (die, kurz gesagt, impliziert, dass dem Recht durch Besitz das uneingeschränkte Recht zu Zerstören innewohnt) und die sich daran anschließende Aufmerksamkeit für die Wirkungsweise von Phantombesitz als Grundstein sexistischer und rassifizierender Hierarchisierung bewusst zu machen. Der Fokus dieses Gesprächs liegt weniger darauf, einen Einblick in die aktivistische Arbeit beider Frauen zu geben, als auf den theoretischen und wissenschaftlichen Arbeiten, die dieser zugrundliegt. Für Maja Göpel ist die Eröffnung einer ideengeschichtlichen Perspektive auf ihr Feld, der Ökonomie, entscheidend, einer Perspektive, die Geld in erster Linie als Sozialtechnologie erkennbar macht, sondern auch die Bedeutung von Fiktion und Narration in der Darstellung monetärer Größen und ökonomischer Zusammenhänge herausstellt. Beiden geht es um die Möglichkeit eines veränderten Blicks auf den Zusammenhang von ökonomischen und ökologischen Problematiken, der der erste Schritt zu ökopolitischer Veränderung sein könnte. Die Darstellungen sind an dieser Stelle alles andere als erschöpfend, zeigen aber auf, wie schnell auch bei einer grundsätzlichen Nähe der Position konkrete Differenzen aufscheinen: Ist Veränderung innerhalb der kapitalistischen Wirtschaft möglich, etwa durch die messbare und monetarisierbare Erfassung von Verschmutzung und der nötigen Regenerationszeit? Oder braucht es ein umfassenderes Umdenken? Zu einem der stärksten Punkte des Bandes zählt Eva von Redeckers Frage, wie sich dieses Umdenken nicht als Verlust denken lässt (der Verlust des Rechts, das Eigentum, das die allermeisten Menschen ohnehin nicht haben, zerstören und ausbeuten zu können), sondern als Rückgewinnung der gemeinschaftlichen Gestaltbarkeit unserer ökopolitischen Verhältnisse. Dass diese neue Lust am gesellschaftlichen Mitgestalten zutiefst mit einer wissenschaftlichen Klärung der ökonomisch-ökologischen Voraussetzung zusammenhängt, das zeigt diese Band auf beeindruckende Weise.

Theresa Mayer, Frankfurt