Zum Buch:
Vom Segeln hat der 21jährige Bretone Guirec Soudée absolut keine Ahnung. Die Gebiete, auf denen er sich auskennt und am wohlsten fühlt, sind das Apnoetauchen und das Surfen. Guirec lebt, vom Vater getrennt, mit seiner Familie auf Yvinec, einer winzigen Insel in der Nordbretagne, und von klein auf hat er sich vom Meer angezogen gefühlt. Eine Karriere auf dem Festland, eingesperrt in einem Büro mit Kunstpflanzen und Neonröhren anstelle eines strahlenden, weit offenen Himmels, kann er sich beim besten Willen nicht vorstellen, weshalb er auch wenig Energie dafür aufbringt, in der Schule mitzuhalten. In der 10. Klasse – und nachdem er von der 13. Schule verwiesen worden ist – beschließt er, seinen Weg allein zu finden, irgendwo draußen auf dem Meer. Er entsinnt sich, dass auch sein Vater früher davon geträumt hat, die Weltmeere zu erkunden, und so ergattert Guirec einen Job auf einem Garnelenkutter, um das nötige Geld für ein Segelboot aufzubringen. Was ihm vorschwebt, ist keine Weltumseglung im typischen Sinn. Er will zunächst den hohen Norden der Arktis erkunden, und dann … mal sehen.
Doch als es schließlich so weit ist, beginnen auch schon die Probleme. Der Motor macht nicht mehr mit, und das bereits eine Stunde, nachdem er die Küste hinter sich gelassen hat. Doch Guirec ist ein Kämpfer, so leicht gibt er nicht auf.
Was ihm jedoch seiner Meinung nach fehlt, ist ein Tier zur Begleitung, wie es bereits sein Vater vorgeschlagen hat. Auf den Kanarischen Insel legt er einen letzten Stopp ein, um Vorräte zu bunkern, bevor er die große Überfahrt über den Atlantik wagt, und noch ehe er sich versieht, ist er stolzer Besitzer einer hübschen Haushenne mit leuchtend rotem Kamm und Kehllappen: Monique.
Was nun beginnt, ist die vielleicht sonderbarste und amüsanteste Reisebeschreibung der letzten Jahre, und darüberhinaus pflegt Guirec Soudée einen Erzählstil, der alles ist außer steif und trocken, wie man es als Leser zuweilen von Reisebeschreibungen gewohnt ist. Das Abenteuer, dass er hier beschreibt, ist mindestens so einzigartig wie die Protagonisten, und man wird nicht müde, mehr zu erfahren und die beiden auf ihrem langen, langen Weg zu begleiten.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln