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Die Telefonzelle am Ende der Welt

Autor
Messina, Laura Imai

Die Telefonzelle am Ende der Welt

Untertitel
Roman. Aus dem Italienischen von Judith Schwaab
Beschreibung

Wer an die große Katastrophe des Jahres 2011 in Japan denkt, dem fällt als erstes wohl der Supergau von Fukushima ein, hat doch der darauf folgende Tsunami, der weite Teil der japanischen Küste überschwemmte, sehr viel weniger mediale Aufmerksamkeit gefunden. Laura Imai Messina, die italienische Autorin, die seit Jahren in Japan lebt, macht mit ihrem Buch Die Telefonzelle am Ende der Welt auf diese Katastrophe und ihre Folgen aufmerksam, nimmt sie aber auch zum Anlass, auf ruhige, sehr zurückhaltende und deshalb um so berührendere Weise über Verlust, Trauer und die Möglichkeit nachzudenken, sie zu bewältigen und wieder ins Leben zu finden.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
btb Verlag, 2021
Seiten
352
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-442-75896-8
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Laura Imai Messina wurde in Rom geboren. Mit dreiundzwanzig Jahren zog sie nach Japan. Ihr Studium an der University of Foreign Studies schloss sie mit dem Doktortitel ab, mittlerweile arbeitet sie als Dozentin an verschiedenen Universitäten. Laura Imai Messina lebt mit ihrem Mann und zwei Kindern in Tokio. Ihr Roman „Die Telefonzelle am Ende der Welt“ stand in Italien und Großbritannien wochenlang auf der Bestsellerliste und wurde in 25 Länder verkauft.

Zum Buch:

Wer an die große Katastrophe des Jahres 2011 in Japan denkt, dem fällt als erstes wohl der Supergau von Fukushima ein, hat doch der darauf folgende Tsunami, der weite Teil der japanischen Küste überschwemmte, sehr viel weniger mediale Aufmerksamkeit gefunden. Laura Imai Messina, die italienische Autorin, die seit Jahren in Japan lebt, macht mit ihrem Buch Die Telefonzelle am Ende der Welt auf diese Katastrophe und ihre Folgen aufmerksam, nimmt sie aber auch zum Anlass, auf ruhige, sehr zurückhaltende und deshalb um so berührendere Weise über Verlust, Trauer und die Möglichkeit nachzudenken, sie zu bewältigen und wieder ins Leben zu finden.

Die Handlung ist schnell erzählt: Durch einen Zufall erfährt die Radiomoderatorin Yui, die durch den Tsunami ihre kleine Tochter und ihre Mutter verloren hat, von einem Garten auf einem einsamen Berg, in den jemand eine alte Telefonzelle aufgestellt hat. Dorthin reisen Menschen aus ganz Japan, um mit einem schweren, altmodischen Telefon mit Wählscheibe und Hörer mit ihren Toten zu „telefonieren“. Natürlich ist das Gerät nicht angeschlossen; nimmt man den Hörer ab, hört man das Geräusch des stetigen Windes. Man sagt, der Garten sei ein magischer Ort, der Trost und Ruhe spenden könne. Neugierig geworden, aber auch mit einer gehörigen Portion Skepsis, fährt Yui dorthin. Unterwegs lernt sie den Arzt Takeshi kennen, dessen Frau an Krebs gestorben ist und dessen kleine Tochter seitdem kein Wort mehr gesprochen hat. Aus dieser Begegnung an diesem Ort entwickelt Imai Messina nun eine so schlichte wie berührende und ja, auch bezaubernde Geschichte über Tod, Verlust, Trauer und Neuanfang, unspektakulär und kitschfrei. Gleichzeitig erhält man ganz nebenbei Einblicke in die japanische Kultur, die umso eindrücklicher sind, als die aus Italien stammende Autorin, die erst als Studentin nach Japan gezogen ist, ihre europäische Sicht darauf nicht verbergen kann und deshalb ihre Faszination und Bewunderung auf die Leserin überträgt.

Wer die Auseinandersetzung mit Verlust und Trauer nicht scheut und mehr Wert auf Atmosphäre und sprachliche Schönheit als auf Handlung und Plot legt, dem sei Die Telefonzelle am Ende der Welt uneingeschränkt ans Herz gelegt.

Irmgard Hölscher, Frankfurt a. M.