Zum Buch:
Es ist das Jahr 1934, die Zeit der Weltwirtschaftskrise, als viele Familien an den Rand des Ruins getrieben werden. Auch Ellies Eltern, der Vater ist Schneider, die Mutter ist Musiklehrerin, verlieren Ihre Arbeit und somit ihre Existenzgrundlage. Die Familie muss ihr sicheres Zuhause in der Stadt aufgeben und sich in der Wildnis von Maine, am Fuße des Echo Mountains, eine neue Existenz aufbauen. Ein schwieriges Unterfangen mit vielen ungeahnten Problemen und Rückschlägen. Ellie und ihr Vater gewöhnen sich trotz aller Widrigkeiten schnell an das Leben in der Wildnis, schöpfen Trost und Kraft aus der Natur, wogegen Ellies Mutter und ihre ältere Schwester Esther nur schwer mit dem kargen Leben zurecht kommen. Als der Vater bei einem tragischen Unfall – für den fälschlicherweise Ellie verantwortlich gemacht wird – schwer verletzt wird und ins Koma fällt, droht die Familie zu zerbrechen. Ellies Mutter und Schwester fügen sich in das Schicksal; sie pflegen den Vater zwar hingebungsvoll, haben aber die Hoffnung auf Besserung oder gar Heilung bereits aufgegeben. Ellie dagegen will sich mit der Situation nicht abfinden. Nachdem sie einem kleinen Welpen das Leben gerettet hat, ist sie davon überzeugt, auch ihren Vater retten zu können. Sie glaubt fest an die Möglichkeit seiner Heilung und lässt nichts unversucht, ihn ins Leben zurückholen. Dabei stößt sie immer wieder an ihre Grenzen und muss mehr als nur einmal ihr Tun hinterfragen. Auf der Suche nach einem Heilmittel erhält sie unerwartet Hilfe von Larkin, einem verwilderten Jungen, und von Cate, der geheimnisvollen Heilerin vom Echo Mountain. Die Ereignisse überschlagen sich, und bald gilt es für Ellie, mehr als nur das Leben des Vaters zu retten.
Echo Mountain ist ein spannender Abenteuerroman, ganz in der Tradition der Klassiker von Scott O´Dell oder Gary Paulsen. Die historische Einbettung in die Zeit der Großen Depression erzeugt einerseits eine zeitliche Distanz, andererseits sind die Parallelen zu neueren Finanz- und Immobilienkrisen mit ihren verheerenden Auswirkungen auf die Gesellschaft offenkundig.
Die Geschichte wird aus der Perspektive von Ellie erzählt, einer ebenso starken und eigenwilligen Protagonistin wie die in Wolks ebenso beeidruckenden früheren Romanen. Ein zentrales Moment der Erzählung ist die Natur. Sie spielt für die Entwicklung der Figuren eine entscheidende Rolle. Andere Themen sind Freundschaft, unbedingte Hilfsbreitschaft, Beharrlichkeit, Mut und Eigenverantwortung. Dass die Rettung zum Schluss aber noch etwas anderen bedarf, sei hier nur angedeutet.
Lauren Wolk schreibt in einer überaus poetischen Sprache. Es gibt wenige Autorinnen, die den Duft von Kiefern und das Laufen über den feuchten Waldboden so eindringlich beschreiben können wie sie, ohne dabei in Kitsch oder Klischeehaftes abzudriften. Eine unbedingte Leseempfehlung nicht nur für Kinder ab 11, sondern auch für alle Liebhaber*innen des Genres der Natur und Abenteuerromane.
Andrea Schulz, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt