Zum Buch:
Siebenundzwanzig der renommiertesten US-amerikanischen Psychiater halten Präsident Donald Trump für komplett geisteskrank. Durchschnittlich fünf Mal am Tag wird er bei einer definitiven Lüge erwischt. Tendenz steigend. Selbst seine engsten Mitarbeiter halten ihn „für einen verdammten Lügner“. Er ist unerfahren in diplomatischen Belangen. Er ist korrupt. Er ist sprunghaft, leicht aufbrausend und unwissend, um nicht zu sagen, wenig intelligent, und er besitzt allerhöchstens einen gewissen Grad an Bauernschläue. Seine Entscheidungsfindung basiert größtenteils auf völlig unrealistischen, an den Haaren herbeigezogenen Erkenntnissen, die er während seiner vielen Stunden vor dem Fernseher gesammelt hat.
Er spielt gerne Menschen gegeneinander aus. Er glaubt sich allmächtig, eloquent in seinen stetigen Wiederholungen und überdies noch unantastbar. Er behindert die Justiz und übt unrechtmäßige Einflussnahme aus. Hinter den Mauern des Weißen Hauses bezeichnet er Chinesen als „Sojabohnen“ und bedient sich generell einer Fäkalsprache. Überhaupt im Oval Office herrscht ein äußerst rüder Ton, und persönliche Beleidigungen unterhalb der Gürtellinien sind an der Tagesordnung.
Seine Haltung Frauen gegenüber ist in höchstem Maße beschämend.
Man könnte diese Liste weiter und weiter fortführen und käme am Ende doch zu demselben Ergebnis: Der mächtigste Mann der Welt ist ein Kind, das in einem teuren Anzug steckt und dazu noch einen absurd langen Schlips trägt. Und dieses Kind ist brandgefährlich, denn es weiß nicht wirklich, was es tut.
Nun hat der renommierte Journalist und Sachbuchautor Bob Woodward einen Blick hinter die Kulissen des Weißen Hauses getan, der aufhorchen und alle Alarmglocken schrillen lässt. Und die Art, wie die Reporter-Ikone erzählt, lässt sofort erkennen, dass Woodward seinen Job versteht. Manchmal, nein, eigentlich ziemlich oft fragt man sich, wie der Mann nur an diese oder jene Information gelangt sein könnte. Und sein Schreibstil ist leicht verständlich, sodass man an keiner Stelle ins Stolpern gerät, weil man vielleicht meint, die Hintergründe nicht sofort zu verstehen oder die Zusammenhänge nicht umgehend zu durchschauen.
Nun, einiges aus dem Buch wusste man bereits oder glaubte es zumindest irgendwie zu wissen. Manches ahnte man, auch wenn man es nicht wirklich wahr haben wollte. Doch es kommt noch dicker. Es kommt noch viel dicker, und am Ende versteht man nur zu gut, weshalb hochdekorierte Generäle ebenso wie weltweit angesehene Diplomaten einhellig der Meinung sind, es sei an der Zeit, dem Schrecken ein Ende zu bereiten – bevor der Schrecken kein Ende nimmt. Und die darüberhinaus die Meinung vertreten, man dürfe keine Zeit verlieren und bis zur nächsten Präsidentschaftswahl 2020 warten.
Axel Vits, Der andere Buchladen, Köln