Alle Empfehlungen

Drucken

Alle Empfehlungen

Autor
Gorelik, Lena

Null bis unendlich

Untertitel
Beschreibung

Nils Liebe hat Sanela nicht vergessen, als er nach mehr als zwei Jahrzehnten einen Brief von ihr bekommt. Wenig später sind sie mit Sanelas neunjährigem Sohn Niels-Tito fast eine Familie. Lena Gorelik erzählt in ihrem neuen Roman die außergewöhnliche Geschichte von drei Menschen, die sich auf der Skala von Null bis unendlich mehr lieben, als man es im Leben vielleicht ertragen kann.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Rowohlt Berlin, 2015
Format
Gebunden
Seiten
304 Seiten
ISBN/EAN
9783871348068
Preis
19,95 EUR

Zur Autorin/Zum Autor:

Lena Gorelik, 1981 in Leningrad (heute St. Petersburg) geboren, kam 1992 mit ihrer Familie nach Deutschland. Mit ihrem Debütroman “Meine weißen Nächte” (2004) wurde die damals dreiundzwanzigjährige Autorin als Entdeckung gefeiert, “Hochzeit in Jerusalem” (2007) war für den Deutschen Buchpreis nominiert. Für “Die Listensammlerin” (2013) wurde sie mit dem Buchpreis der Stiftung Ravensburger Verlag ausgezeichnet.

Zum Buch:

Nils Liebe hat Sanela nicht vergessen, als er nach mehr als zwei Jahrzehnten einen Brief von ihr bekommt. Wenig später sind sie mit Sanelas neunjährigem Sohn Niels-Tito fast eine Familie. Lena Gorelik erzählt in ihrem neuen Roman die außergewöhnliche Geschichte von drei Menschen, die sich auf der Skala von Null bis unendlich mehr lieben, als man es im Leben vielleicht ertragen kann.

Bis Sanela aus dem Nichts in seinem Klassenzimmer auftauchte, war Nils, ein Junge, der vierstellige Zahlen im Kopf multiplizierte und dem Bücher weitaus sympathischer waren als Menschen, immer allein. Sanela, die aus Jugoslawien kommt, Waise ist, nicht lächelt, nicht spricht. Wie auch. Sanela ist Nils sofort merkwürdig vertraut. Er lernt Serbokroatisch, sie Deutsch. Und als sie vierzehn sind, fahren sie heimlich in den Krieg, nach Visici, um das Grab von Sanelas Vaters zu finden. Sie werden ihr Ziel nicht erreichen, aber sie überleben. Und werden getrennt.

In Berlin sehen sie sich wieder, Jahrzehnte später, auf Sanelas Wunsch. Dass Sanelas Grund, aus dem sie Nils sucht, ihm schreibt und sich mit ihm trifft, mehr ist als Liebe, erkennt er erst, als es für ihn keinen Ausweg mehr gibt. Längst hat er, der Gefühle denkt, gemerkt, wie sehr Niels-Tito ihm ähnlich ist, obwohl er nicht sein Sohn ist. Niels-Tito, der die Zahl 11 verehrt, die Haare seiner Mutter liebt, körperlicher Nähe sonst aber aus dem Weg geht.

Lena Gorelik erzählt szenisch von diesen drei Menschen, denen die Einsamkeit von Natur aus vertrauter ist als das Miteinander. Von der Tiefe der Liebe, zu der alle drei fähig sind, von Verletzungen, Ängsten und Hoffnungen. Sie erzählt auf eine Weise, die auf den ersten Blick nüchtern, ernüchternd wirkt, so wie der Name des Jungen, des Mannes: Nils Liebe. Er heißt nun mal so. Das ungeschriebene, kleine Apostroph nach dem Vornamen aber liest man immer mit (ob man will oder nicht). Und so wird aus dem Nachnamen ein Gefühl, ein Lebensprogramm: Nils’ Liebe. Ein Roman, in dessen Tiefe man sich verlieren und wieder finden kann.

Susanne Rikl, München