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Autor
Khalifa, Sahar

Das Erbe

Untertitel
Roman. Aus dem Arabischen von Regina Karachouli.
Beschreibung

Sena, Tochter eines palästinensischen Händlers und einer Amerikanerin wächst in Brooklyn bei ihrem Vater und dessen neuer Frau auf. Die ersten Jahre ihrer Kindheit sind von muslimischer Tradition geprägt, denn der Vater möchte, daß sie keine Amerikanerin, sondern Araberin wird.

Verlag
Unionsverlag, 2003
Format
Taschenbuch
Seiten
315 Seiten
ISBN/EAN
978-3-293-20263-4
Preis
10,90 EUR

Zum Buch:

Als sie jedoch schwanger wird, verstößt sie der Vater und droht sie umzubringen. Sie flüchtet zu ihrer amerikanischen Großmutter Deborah, die ihr Schutz gewährt und verliert ihren Vater ganz aus den Augen. Bis zu dem Tag, als sie einen Brief aus Wadi al-Raihan, einem kleinen Ort in Westjordanland, erhält, mit der Nachricht, daß ihr Vater dort im Sterben liegt. Nun erinnert sie sich des Verlustes ihrer kurzen arabischen Kindheit, die nicht unglücklich war, denn sie war “reich an Eindrücken, Fröhlichkeit und gutem Essen”. Sie reflektiert was danach mit ihr geschah. “Bevor ich mir selbst verloren ging, verlor ich meine Sprache und meine Identität samt Namen und Adresse. Mein Name war eigentlich Sainab Hamadan, aber mit der Zeit wurde daraus Sena”, die eine akademische Laufbahn einschlägt und eine erfolgreiche Anthropologin wird. Innerlich bleibt sie zerrissen, entfremdet und einsam. Sie fühlt sich weder “Fleisch noch Fisch”, ein Produkt Brooklyns und des Westjordanlands. So hofft sie über die Reise nach Wadi al-Raihan, wiederzufinden, was sie verlor: ihre Heimat. Kurz entschlossen packt sie die Koffer und fährt in ihr Land, das sie nicht kennt und von dem sie nicht weiß, ob es ihre Heimat ist. Die palästinensische Wirklichkeit bricht über sie herein. Das Land ist in Aufruhr, aber das Leben geht weiter. Für ihre weitverzweigte Sippe bleibt sie die aus dem Westen angereiste fremde Verwandte. Sie nimmt zwar Teil am Alltag ihrer Verwandten, doch allmählich gerät sie in die Position einer Beobachtenden. Durch den Blick der Anthropolgin Sena, die mehr und mehr in der Handlung verschwindet, und erst am Ende wieder auftaucht, breitet sich vor den Augen der LeserInnen Struktur und Alltag eines Familieclans aus, mit bröckelnden hierarchischen Strukturen. In diesem wie in allen Romanen Sahar Khalifas stehen die Frauen unterschiedlicher Herkunft im Mittelpunkt.. Sie kämpfen ums Überleben der Familie, werden von allen ausgebeutet und sind sich ihrer Lebenssituation, ihrer Unterdrückung durch eine patriarchalische muslimische Gesellschaft bewußt. Am Ende einer turbulenten Handlung taucht Sena wieder auf. “Ich wischte meine Tränen ab, zum ersten Mal seit vielen Jahren; ich hatte mein Gefühl wiedergefunden”. Aber sie bleibt nicht. Sie steigt in ein Flugzeug und kehrt in die USA zurück. Monika Rieth, Ypsilon Buchladen & Café, Frankfurt.