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Besser allein als in schlechter Gesellschaft

Autor
Altaras, Adriana

Besser allein als in schlechter Gesellschaft

Untertitel
Meine eigensinnige Tante
Beschreibung

Alle Bücher, die Adriana Altaras bisher geschrieben hat, handeln von der Geschichte ihrer Familie. Dass man sich trotzdem beim Lesen nie langweilt, liegt daran, dass sie diese Geschichte, die sich zwischen Deutschland, Italien und Jugoslawien abspielt, den gesamten Irrsinn des zwanzigsten Jahrhunderts umfasst und bis in die Gegenwart reicht, mit ungeheurem Tempo, Witz und Komik, aber auch voller Warmherzigkeit, Liebe und Trauer erzählt. In ihrem neuen Buch steht Altaras’ Tante Jela im Mittelpunkt. Die alte Dame ist die letzte Lebende der älteren Generation, ein Ausbund an zähem Daseinswillen und voller Entschlossenheit, diesem Leben, das ihr viel abverlangt hat, alles abzutrotzen, was es ihr bieten konnte. Aber jetzt ist sie neunundneunzig Jahre alt, lebt in Italien im Altersheim und wird ihren einhundertsten Geburtstag wohl alleine, ohne den Besuch ihrer geliebten Nichte Adriana verbringen müssen – es herrscht Corona und ganz Italien ist im Lockdown.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Kiepenheuer & Witsch, 2023
Seiten
240
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-462-00424-3
Preis
22,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Adriana Altaras wurde 1960 in Zagreb geboren, lebte ab 1964 in Italien, später in Deutschland. Sie studierte Schauspiel in Berlin und New York, spielte in Film- und Fernsehproduktionen und inszeniert seit den Neunzigerjahren an Schauspiel- und Opernhäusern. Sie erhielt zahlreiche Auszeichnungen, u.a. den Bundesfilmpreis, den Theaterpreis des Landes Nordrhein-Westfalen und den Silbernen Bären für schauspielerische Leistungen. 2012 erschien ihr Bestseller »Titos Brille«. 2014 folgte »Doitscha – Eine jüdische Mutter packt aus«, 2017 »Das Meer und ich waren im besten Alter«. Adriana Altaras lebt mit ihrer Familie in Berlin.

Zum Buch:

Adriana Altaras ist Schauspielerin, inszeniert an Oper- und Schauspielhäusern und ist eine erfolgreiche Autorin. Sämtliche Bücher, die sie bisher geschrieben hat, haben ihre Familiengeschichte zum Thema. Dass man sich trotzdem beim Lesen nie langweilt, liegt daran, dass sie diese Geschichte, die sich zwischen Deutschland, Italien und Jugoslawien abspielt,den gesamten Irrsinn des zwanzigsten Jahrhunderts umfasst und bis in die Gegenwart reicht, mit ungeheurem Tempo, Witz und Komik, aber auch voller Warmherzigkeit, Liebe und Trauer erzählt.

Besser allein, als in schlechter Gesellschaft, der Titel von Altaras’ neuem Buch, ist eine der vielen Weisheiten, die ihre Tante Jela für alle Lebenslagen bereit hält. Jela ist die letzte Lebende der älteren Generation, ein Ausbund an zähem Daseinswillen und voller Entschlossenheit, diesem Leben, das ihr viel abverlangt hat, alles abzutrotzen, was es ihr an Gutem bieten kann. Aber jetzt ist sie neunundneunzig Jahre alt, lebt in Italien im Altersheim und wird ihren einhundertsten Geburtstag wohl alleine, ohne den Besuch ihrer geliebten Nichte Adriana verbringen müssen – es herrscht Corona und Italien ist im Lockdown.

Die sechzigjährige Adriana ist nach dreißigjähriger Ehe überraschend von ihrem Mann verlassen worden und stolpert zwischen Selbstmitleid, Sorgen um die alte Tante, den neuen Herausforderungen durch die Seuche und die dadurch torpedierten beruflichen Projekte durch ihren Alltag. Tante Jela dagegen ist uralt, lebt im Heim, hört kaum noch, und die Augen machen auch nicht mehr mit. Aber sie hält das Pflegepersonal und ihre Nichte auf Trab mit ihrer Energie. Sie will wieder reisen, will in ihre Ferienwohnung am Gardasee und vor allem raus aus dem Heim. Ihre größte Freude sind die fast täglichen Telefongespräche mit Adriana, in denen sie sich häufig an ihr ein Jahrhundert umfassendes Leben erinnert: Auf eine glückliche Kindheit in Zagreb folgte die Internierung als Jüdin im KZ auf der Insel Rab. Ihre große Liebe Kurt Epstein ist rechtzeitig nach Australien ausgewandert; Jeles Vater verbot ihr damals, mit ihm zu gehen. Durch die Hilfe des Italieners Giorgio gelang ihr die Flucht aus dem Lager. Aus Dankbarkeit heiratete sie ihn, um sich danach jahrzehntelang mit ihm und seiner Mutter in ihrer Ehe zu langweilen.

Abwechselnd erzählt Adriana Altaras von sich in Berlin und der Tante in Mantua. In raschem Tempo Erinnerungs- und Gedankenströmen folgend, zeichnet die Autorin auf anrührende und oft auch irre komische Weise das Leben einer eigenwilligen, unbeugsamen Frau, die gleichermaßen weise und herrlich unvernünftig ist. Besser allein, als in schlechter Gesellschaft ist eine leichte Lektüre, witzig, bewegend, manchmal traurig – aber immer auf das allerbeste unterhaltend.

Ruth Roebke, Frankfurt a. M.