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Almost

Autor
Czaja, Wojciech

Almost

Untertitel
100 Städte in Wien
Beschreibung

Ganz Europa, nein, die ganze Welt ist Risikogebiet – und was um alles in der Welt empfinden nur die armen Reisejournalisten, die ich vor Ausbruch der Seuche maßlos beneidet habe: Mit Reisen Geld verdienen und nicht ausgeben, was kann es Schöneres geben? Aber die Armen, wie sehr müssen sie nun leiden, nicht nur finanziell. Wojciech Czaja ist einer von ihnen. Der gebürtige Pole, der seit seinem vierten Lebensjahr in Wien lebt, hat die Not zur Tugend gemacht und Xaviers de Maistres – in dieser Pandemie schon so oft zitierte – Reise um mein Zimmer erweitert und ganz Wien zu seinem Zimmer erklärt. Mit seiner Vespa und der Handykamera ist er herumgekurvt und hat Phantastisches entdeckt: die ganze Welt!
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Edition Korrespondenzen, 2021
Seiten
232
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-902951-56-4
Preis
20,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Wojciech Czaja, geboren 1978 in Ruda Śląska, Polen, ist leidenschaftlicher Reisender und Stadtbeobachter und besuchte bereits mehr als 70 Länder. Er lebt als freischaffender Journalist und Buchautor in Wien und schreibt über Architektur und Stadtkultur – u.  a. für »Der Standard«. Zu seinen jüngsten Buchpublikationen zählen »100×18« (2020), »Motion Mobility« (2017), »Der Fuß weiß alles« (2016), »Das Buch vom Land« (2015), »Überholz« (2015) und »Zyndstoff« (2015). In der Edition Korrespondenzen erschien 2018 »Hektopolis. Ein Reiseführer in hundert Städte«. Der Band »Almost. 100 Städte in Wien« ist in Vorbereitung für Dezember 2020.

Zum Buch:

Ganz Europa, nein, die ganze Welt ist Risikogebiet, und wenn man nicht ernsthaftere Sorgen hat, dann kann einen das wahrhaftig in den Wahnsinn treiben. Aber was um alles in der Welt empfinden nur die armen Reisejournalisten, die ich vor Ausbruch der Seuche maßlos beneidet habe: Mit Reisen Geld verdienen und nicht ausgeben, was kann es Schöneres geben? Aber die Armen, wie sehr müssen sie nun leiden, nicht nur finanziell. Gehen wir mal davon aus, dass sie ihren Beruf nicht aus monetären Gründen, sondern aus Leidenschaft gewählt haben, wie schlecht muss es ihnen seit einem Jahr gehen?

Wojciech Czaja ist einer von ihnen. Der gebürtige Pole, der seit seinem vierten Lebensjahr in Wien lebt, hat die Not zur Tugend gemacht und Xaviers de Maistres – in dieser Pandemie schon so oft zitierte – Reise um mein Zimmer erweitert und ganz Wien zu seinem Zimmer erklärt. Mit seiner Vespa und der Handykamera ist er herumgekurvt und hat ganz Phantastisches entdeckt: die ganze Welt. In dem in Anbetracht der Größe unseres Globus‘ schmalen Bändchen Almost lässt er uns teilhaben an seiner Weltreise durch Wien, und die ist so erhellend und lustig, so wunderbar und reiseluststillend zugleich, dass man nur jedem dazu raten kann.

Nebst einem kurzen Vor- und Nachwort versammeln sich da auf knapp 100 Doppelseiten je ein Bild mit seiner Bildunterschrift: Almost Kyoto und Almost Marrakesh, Almost Dubai und Almost Alhambra, Almost Venedig und Almost Washington D.C. Und siehe da: ich erkenne Dubai mitten in Wien, obwohl ich nie in Dubai war, ich erkenne das Praterstraßen-Venedig, in dem ich tatsächlich mal studieren durfte, ich erkenne das Washington D.C. in der Karl-Schweighofer-Gasse. Ob Czaja also auf bekannte Bildmuster zurückgreift und damit sowohl nie real Gesehenes wie auch tatsächlich Erlebtes in Erinnerung ruft, immer bleibt eine kleine, nicht zu überbrückende Kluft zwischen jenen Wiener Bildern und diesem Realen, es ist eben Almost, alles nur beinahe der Ort unserer Sehnsucht. Aber diese kleinen Verschiebungen sind natürlich das eigentlich Sensationelle und Befriedigende an dieser Reise, das unglaublich Lustige und gut Gelaunte. Falls Wojciech Czaja irgendwann mal vom Reisejournalisten zum Reiseleiter werden sollte: ich würde sofort bei ihm buchen, und sei es auch nur für eine Reise durch Wien, denn er hat ein Auge, das einem die Welt zu Füßen legt. Noch nie war ich am Mount Rushmore, mit Wojciech Czaja aber nun eben doch, und da das Arrangement dieser vier Gipsköpfe in einem Wiener Schaufenster eben so wenig und zugleich so viel mit dem wahren Mount Rushmore gemein hat, schaut man eben doppelt so genau hin und wird irgendwie auch doppelt beglückt.

Wojciech Czaja hat die Welt und zugleich seine eigene Stadt entdeckt, und er nimmt uns mit auf diese Reise, bei der er feststellen musste, dass den Bauten nach dem Zweiten Weltkrieg der „Genius Loci“ immer mehr abhanden kommt. „Wenn die poetischen Details fehlen, gibt auch die Fassade weniger Gedankenstoff her. Mehr Gedankenstoff hingegen macht auch mehr Freude und Lebensqualität.“ Also: Her mit der Poesie, her mit der Vespa und Handykamera, wir suchen die Welt zu Hause – oder eben erst mal in diesem sensationellen Reiseführer von Wojciech Czaja.

Ines Lauffer, autorenbuchhandlung marx & co, Frankfurt