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Cassandra Darke

Autor
Simmonds, Posy

Cassandra Darke

Untertitel
Aus dem Englischen von Sven Scheer
Beschreibung

Die Titelheldin Cassandra Darke ist eine Misanthropin, eine ewig grantelnde Kunsthändlerin, die kurz vor ihrem Ruhestand wegen Betrugs verurteilt wird. Über ihre Nichte Nicki, eine reichlich desorientierte Aktionskünstlerin, gerät sie in einen komplizierten Mordfall. Dieser hilft ihr ganz unsentimental, einen Sinn in ihrem Leben zu entdecken, das bis zu den turbulenten Ereignissen eigentlich nur noch aus Essen, viel Trinken und gelegentlichen Urlauben in französischen Luxushotels bestand.
(ausführliche Besprechung unten)

Verlag
Reprodukt Verlag, 2019
Seiten
96
Format
Gebunden
ISBN/EAN
978-3-95640-196-1
Preis
24,00 EUR
Status
lieferbar

Zur Autorin / Zum Autor:

Die 1945 in Bershire, England geborene Posy Simmonds studierte Kunst in Paris und anschließend Grafikdesign in London. 1969 erhielt sie ihren ersten Auftrag für einen Fortsetzungsstrip in der Zeitung „The Sun“. Seit den frühen Siebzigerjahren zeichnet sie regelmäßig für die englische Tageszeitung „The Guardian“ und wurde für ihre Arbeiten zweifach als Cartoonist of the Year ausgezeichnet.

Internationale Beachtung fand sie als Autorin und Zeichnerin von „True Love“, „Gemma Bovery“ und „Tamara Drewe“. Genau wie „Gemma Bovery“ erschien „Tamara Drewe“ ursprünglich in wöchentlichen Folgen in „The Guardian“ und wurde erst später in Buchform veröffentlicht. Für ihre Verdienste um die Zeitungsindustrie wurde sie 2002 zum Member of the British Empire ernannt.

Zum Buch:

Tamara Drewe. Gemma Bovary. Cassandra Darke. Es klingt, als gehörten diese Namen zusammen, ein Muster vielleicht. Dahinter steckt ein vierter Name: Posy Simmonds. In Deutschland ist Simmonds vielleicht durch ihre Kinderbücher bekannt (Lulu im Museum), vor allem aber durch zwei Filme. Sie lieferte die Vorlage zu Tamara Drewe, verfilmt von Stephen Frears, und Gemma Bovary, Regie Anne Fontaine. Posy Simmonds schreibt und zeichnet Comics.

Geboren 1945 in Berkshire, England, studierte sie zunächst Kunst in Paris, danach Grafik in London. Ende der 60er Jahre begann sie, ganz klassisch, Strips für Zeitungen zu schreiben. Sie landete beim renommierten Guardian, und ihre Karriere nahm Fahrt auf. 2009 wurde Tamara Drewe mit dem Kritikerpreis beim wichtigsten Comicfestival in Angoulême ausgezeichnet. Inzwischen darf man sie durchaus als große alte Dame des britischen Comics bezeichnen. Was aber keinesfalls bedeutet, dass sie mit ihrer neuesten Geschichte altersmilde geworden wäre.

Die Titelheldin Cassandra Darke ist eine Misanthropin, eine ewig grantelnde Kunsthändlerin, die kurz vor ihrem Ruhestand wegen Betrugs verurteilt wird. Über ihre Nichte Nicki, eine reichlich desorientierte Aktionskünstlerin, gerät sie in einen komplizierten Mordfall. Dieser hilft ihr ganz unsentimental, einen Sinn in ihrem Leben zu entdecken, das bis zu den turbulenten Ereignissen eigentlich nur noch aus Essen, viel Trinken und gelegentlichen Urlauben in französischen Luxushotels bestand. Die korpulente Dame hat dabei längst ihre Empathie für ihre Mitmenschen verloren, nicht aber ihren scharfen Blick, der ihr für die Entdeckung verlorener Kunstwerke ebenso nützlich ist wie für die kriminalistische Analyse scheinbar unzusammenhängender Indizien.

Simmonds Stil ist unverkennbar. Sie montiert verschiedene Verfahren zu einer eigenwilligen, aber sehr kurzweiligen Erzählung. Die klassische Textform wird mit atmosphärisch dichten Bildern illustriert, dann übernehmen Comicpanels die Erzählung, dazwischen sind Zeitungsartikel oder ein Screenshot von YouTube eingefügt, je nachdem, was die Geschichte verlangt. Auch ihre Zeichnungen sind unterschiedlich ausgearbeitet, rohe Skizzen, ökonomische Panels oder ganzseitige Kompositionen des winterlichen Londons. Vor allem aber ist es der trockene, wohl recht eindeutig britisch zu nennende Humor, die wohlgesetzten Spitzen gegen eine arrogante Kunstwelt, der diese Graphic Novel zu so einem Vergnügen macht.

Jakob Hoffmann, Frankfurt